Meine Rechercheqeste: Fechtunterricht, Moosfotografie und eine Wissenslücke

In den letzten beiden Teilen der Hinter den Kulissen-Reihe zur Irrlichtkönigin habe ich erzählt, wie alte Geschichten und Träume mich beim Schreiben beeinflussten. Jetzt, zum Abschluss der Reihe, will ich euch noch ein paar Anekdoten über meine Recherchen erzählen. Denn um diese Geschichte schreiben zu können, habe ich selbst zahlreiche märchenhafte Questen vollbracht, oder ich bin an ihnen gescheitert.

Ich habe mich in eine Kita gewagt

Ich bin Vater zweier ganz kleiner Kinder (während ich im Sommer 2021 diese Zeilen schreibe: 3 und 1 Jahre alt) und habe mir mit meiner Frau die Elternzeit geteilt. Sie hat bei beiden Kindern das erste halbe Jahr übernommen, ich das zweite – dadurch habe ich auch bei beiden die Eingewöhnung in die Kita begleitet.

So war ich direkt vor Ort mit dabei und habe den Alltag der Kinder und der Erzieherinnen kennengelernt. Was sie in verschiedenen Altersgruppen mit Buchstaben und Zahlenspielen machen, ist echt der Hammer. Doch während ich pflichtschuldig unsere Schatzis bespaßte, habe ich auch sehr genau hingesehen, wie das alles so läuft.

Ich bin zum leidenschaftlichen Moosbeobachter geworden

Bei der Recherche zu meinem Gruselmärchen habe ich zahlreiche Moore in Ober- und Niederbayern besucht. Die sind wunderschön und auch ein bisschen traurig, weil die besuchbaren Moore allesamt Torfstichmoore sind. Über den Torfstich habe ich im ersten Teil schon mehr geschrieben. Was ich bisher verschwieg: Mit der Zeit erkennt man die Verletzungen im Moorkörper. Es sind die geraden Formen, die der Torfstich und die Entwässerung hinterlassen haben … eieiei! 😌

Weniger traurig, ja sogar etwas skurril, war ein anderer Teil meiner Arbeit mit Moosen: Ich habe über mehrere Monate hinweg im Botanischen Garten in München den dortigen Moorbereich fotografiert. Ja genau: Moose im Februar. Moose im März. Moose im April. … Sehr hübsch! Sehen aus wie Sterchen. Oder kleine fluffige Tiere. Oder, oder, oder. Schaut mal genau hin!

Das war im Jahr 2018, im Januar desselben Jahres ist meine Tochter geboren. Im Juni hat meine Frau das Baby in den Kinderwagen gepackt und die beiden begleiteten mich, die Moose allerdings ließen sie aus. Der Juni ist insgesamt ein hervorragender Monat für Gärten, denn es ist Rosenblüte. Das hatte ich natürlich nicht im Kopf. Als ich meine Knipserei für den Tag abgeschlossen hatte und wir den botanischen Garten gerade verließen, fragte meine Frau, ob ich eigentlich die blühenden Rosen gesehen hätte. Und ich so: 😲

Ich habe Klingenwaffen geführt

(Original-Foto von: Rama, CC BY-SA 2.0 FR, via Wikimedia Commons)

(Original-Foto von: Rama, CC BY-SA 2.0 FR, via Wikimedia Commons)

Im Märchen von der Irrlichtkönigin verschlägt es Maria und Paul in das heimelige Dörfchen Schwarzenried im Bayerischen Wald. Es ist ein wunderbarer Ort, zauberhaft gelegen. Ein wenig seltsam ist er aber schon. Zum Beispiel gibt es einen Fechtverein, der den Kampf mit spätmittelalterlichen Waffen rekonstruiert – dieser Sport ist lokal sogar beliebter als Fußball.

Was es mit dieser ungewöhnlichen Freizeitbeschäftigung auf sich hat, erfährt ihr in der Irrlichtkönigin, aber damit ich in den Beschreibungen möglichst viel richtig machen konnte, habe ich eine Zeitlang historische Kampfkünste trainiert. Das sind diejenigen, bei denen man aus mittelalterlichen Fechtbüchern rekonstruiert. Sehr cool und sehr witzig. Ich hatte verschiedenste Klingenwaffen in der Hand. Rapier, Ritterschwert, langes Messer, sogar Speere und Hellebarden. In Schwarzenried kämpft man mit dem Seitschwert, das ist eine Übergangsform zwischen mittelalterlichem Ritterschwert und Rapier. Exakt diese Waffe hatte ich natürlich nie in der Hand 😅 Dementsprechend sind die Fechtszenen im Buch eine Mischung aus eigenen Erfahrungen an Langschwert und Rapier, ein bisschen Fechtbuch sowie Youtube 😇

Im Buch findet sich eine stattliche Fechtabfolge, an deren Ende Paul sich recht geschickt anstellt. Diese Abfolge gibt es wirklich und ich habe sie persönlich am Rapier geübt.

Ich bin weit gereist

Der Bayerische Wald ist ein hervorragendes Urlaubsgebiet für Familien, für Paare ist er eher ungewöhnlich. Als mein Märchenroman im Jahr 2016 seine ersten Schritte machte, waren die beiden wunderbaren Kinder in unserer Familie noch nicht angedacht. Damals habe ich meiner Frau eröffnet, dass ich aus Recherchegründen im Bayerischen Wald Urlaub machen wollte. Sie war erst einmal baff. Wenig später fragte sie mich, ob ich nicht auch mal einen Roman in einem fernen Land spielen lassen könnte, einfach nur so gefragt 😇

Ich habe ein Dorf erschaffen

Nahezu alle Orte im Bayerischen Wald, die ich nenne, sind wahr. Es gibt eine Waldbahn, mit der man unbedingt mal fahren sollte, einfach, weil sie schön ist. Es gibt den Ort Drachselsried, in dem man sehr gut Urlaub machen kann. Doch Schwarzenried selbst ist (fast) erfunden.

Vorlage für meinen Märchenort ist eine Siedlung, die sowohl mit der Waldbahn als auch mit Drachselsried zu tun hat. Die Gemeinde ist nämlich recht weitläufig über die Hänge mehrerer Berge verteilt. Und sie kennt den Ortsteil Asbach, tatsächlich ein komplett eigenständiges 100-Seelen-Dorf an einem Südhang, vom eigentlichen Drachselsried durch einen Berg und 3 km Luftlinie getrennt.

Dieses leicht abgelegene Dörfchen hat beinahe einen Doppelberg wie Schwarzenried im Roman. Am Ortseingang liegt ein Stausee für ein Wasserwerk, der fast ein Moorsee sein könnte. Ein wenig hangabwärts dieses Stausees findet sich schließlich eine Bahnstation der Waldbahn, die sich möglicherweise für eine Flucht eignen würde …

Dieses Örtchen ist meine Inspiration. Aber, psst! Das weiß niemand 😇

Trotzdem habe ich mich der Feigheit schuldig gemacht

Ihr seht, ich habe allerlei Heldentaten vollbracht. Ich bin zum leidenschaftlichen Moosbeobachter geworden, ich habe Klingenwaffen geführt und Urlaub gemacht. Und dennoch, da gibt es eine Sache, die ich euch gestehen muss. Ich habe mehrmals darüber nachgedacht. Ich wollte wirklich. Ich dachte, es muss sein. Und dann habe ich es aus purer Feigheit doch unterlassen:

Ich weiß bis heute nicht, wie Moorwasser schmeckt.

Dafür sind meine Protagonistin Maria und ihr lieber Freund Paul große Fans von Kaffee, wie ich auch. Etwa an einem besonderen Montagmorgen, Marias erstem Arbeitstag im märchenhaften Schwarzenried, während des Frühstücks. Da lässt Maria richtig die Seele baumeln:

In München hatten sie fast nie Kaffee getrunken, einerseits war er teuer und andererseits haben sie ihn nie gut hinbekommen. Dabei mochte Maria Kaffee! Besonders, wenn er dunkel und dickflüssig war, kräftig roch und bitter schmeckte. Sie freute sich, in so eine Tasse dicker, schwarzer Flüssigkeit zu blicken und sich zu fragen, was am Grund lag. Maria steckte die Nase in das Gefäß, die Nasenspitze nur knapp über der dunklen Oberfläche. Rechts und links fiel ihr Haar herab. Es verbarg sie vor der Welt um sie herum. So blieb sie eine Weile.⠀

Aus Irrlichtkönigin: Das Märchen vom Moor

Weiterlesen mit Okkultland

Dies war der letzte Teil des Hinter den Kulissen über Irrlichtkönigin: Das Märchen vom Moor. Du willst trotzdem tiefer in die Welt der Irrlichtkönigin eintauchen? Dann wirf einen Blick auf meinen Artikel zu Okkultland. In dieser Welt spielen alle meine Dark Urban Fantasy Geschichten. Während die Menschen in dieser Welt ein meist ganz gewöhnliches Leben verbringen, lauern zwischen ihnen allerlei Märchen- und Sagenwesen, auch wird der eine oder andere Zauber ausgesprochen. Mehr über die Welt hinter Irrlichtkönigin: Das Märchen vom Moor plaudere ich hier.

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Irrlichtkönigin: Hinter den Kulissen

In dieser Artikelreihe erzähle ich von den Hintergründen zum Märchenroman Irrlichtkönigin: Das Märchen vom Moor.

Das Dark Urban Fantasy Märchen beschreibt einen besonderen Sommer im Leben der Erzieherin Maria: Sie sucht das Glück und findet ein Irrlicht.

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